ZeitZeugen Igis '23

Hansjörg Krättli erzählt von sich und aus der Welt

Im Hirschen in Igis aufgewachsen, wo das WC noch im Schopf war. Wo es kalt war. Und mit dem Dreirad-Velöli, das er so gerne hatte.

So begann der Erzählabend von Hansjörg Krättli in Bürgersaal in Igis.

Mit den Brüdern zusammen hat er gearbeitet. Kühe gehütet, Schweine und Schafe auch. Hüten sei das Schönste gewesen, denn da hatte man nicht viel Arbeit. Und gespielt wurde gerne in der Zizerser Rüfe. Dort war es paradiesisch und die Buben bauten Flosse und Staudämme.

In jungen Jahren musste er mit zwei Kühen z'Alp. Von Igis nach Furna ging es mit dem Zug. Und da er das erste Mal diese Aufgabe übernahm, folgte er einfach den erfahrenen Bauern. Am Abend wurde er gefragt: Hast du die Kühe gemolken? Er bejahte etwas zögerlich. Als dann jedoch die Rechnung für den Kuhtransport dem Papa übergeben wurde, wusste man, dass da mit den Kühen etwas nicht geklappt hatte und sie erst in einem zweiten Anlauf auf die Alp fanden.

Auch andere Arbeiten waren beliebt, so zum Beispiel das am Scheibenstand stehen, Äpfel ernten oder im Schutzwald Bäume aufforsten. Das gab sogar Fr. 1.- pro Stunde Lohn!
Fürs Birkholz wurden zwei alte RhB-Wagen ausgeschlachtet. Denn die erste Skihütte sollte installiert werden. Bei der RhB wurden die Wagen zurückgebaut, dann ins Birkholz transportiert und auf die vorbereiteten Fundamente gestellt. Betrieben hat die Hütte Dorli Walser, danach Agathli & Gigi.

In der Schule war Hansjörg eher schüchtern. Und auch klein. Und viele andere waren grösser als er, darum war er ruhig. Aber von diesen "Grossen" hatte es am ZeitZeugen-Abend keine vor Ort. Im Schulalter spielte er Handorgel. So konnte er Erika, als sie nach Hause kam, sogar mit dem Schneewalzer willkommen heissen.

Sportlich war er, Hansjörg. Er war im Turnverein und fand dort viele Kollegen. Nebenbei wurde auch an den Geräten geturnt und an der Haltung gefeilt. Natürlich immer mit dem Wettbewerbsgedanken untereinander. Später wurde er dann Riegenleiter und begleitete die Kinderscharen an ihre Kunstturntage und sogar ans Bügla (Bündner-Glarner-Turnfest).

Im Winter stand das Skifahren hoch im Kurs. So war auch der Empfang von Roger Staub und Yvonne Rüegg, beides Goldmedaillengewinner im Riesenslalom, auf der Tardisbrücke ein Highlight. Er war so nah an diesen Stars inmitten von vielen Leuten - ein besonderes Erlebnis, das ihm in guter Erinnerung blieb.

Töffli und Töffs waren und sind seine Leidenschaft. Begonnen mit den Töff(li)touren nach Süd und Ost, Fahrerwechsel während der Fahrt (natürlich um Mädchen zu beeindrucken) oder aber Fahrten zu Töffrennen (wo ein Schlupfloch im Zaun einen Gratiseintritt bescherte). Nein, langweilig waren diese Ausflüge bestimmt nicht!

Ein Skiunfall zwang Hansjörg zur Arbeit am Bürotisch, genauer gesagt an einen Tisch in einem technischen Büro, welchen er dann zugunsten eines Planungsjobs wieder verliess. Und dann kam die Ölkrise 1973, damit verbunden die Rezession, überall im Unterland wurden Büros geschlossen und Leute auf die Strasse gestellt. So auch er. Hansjörg war während rund 9 Monaten arbeitslos. Ein Kollege holte ihn nach Durban, wo die Baubranche boomte, und so verbrachte er 3 Jahre Dauerschönwetter und Grillparties in Südafrika. In dieser Zeit wurden gewaltige Fabriken erbaut, wo 1000 Saurer Webstühle Platz fanden, die mit 90db in 3 8-Stunden-Schichten täglich losratterten. Und während dieser Zeit fand in der Schweiz wieder der Aufschwung statt und er wurde abgeworben und kehrte über Griechenland mit 1m3 Gepäck nach Hause zurück.

Im Ländle spielte Hansjörg Tennis. Und sein Gegner an einem Turnier war kein geringerer als der Prinz von Liechtenstein. Sein Vater meinte, Hansjörg solle dann dafür sorgen, dass sein Prinzensohn zurück nach Hause komme. Nach der Niederlage 6:3 6:3 fuhr der Verlierer Hansjörg den adligen Gewinner in seinem Citroen 2CV (Deux chevaux) zurück ins Schloss, bis vor die Tore des alten Gemäuers!
2022 führten ihn die Wege wieder zurück ins Bündnerland, nach Igis. Nach dem Tod des Vaters stand das Elternhaus leer, welches nun an den Sohn überging. Trotz der Pendelei nach Zürich möchte sich Hansjörg so rasch als möglich integrieren. Er schnupperte in verschiedenen Chören und fand seinen Platz dann im Kirchenchor, da die Männer ziemlich unterbesetzt waren und er das Gefühl hatte, ein Mann mehr im Chor sei nicht schlecht.

Auch trat er der Holzervereinigung bei und pflegte mit diesem Hobby nun nach vielen Jahren genau den Wald, den er als Bub aufgeforstet hatte. Der Kreis schliesst sich.

Wir möchten danken: Natürlich unserem Protagonisten Hansjörg Krättli, der nach einiger Überzeugungsarbeit uns und auch sich selber einen schönen Abend bescherte. Randy Jost, der wieder mit seiner Kamera dabei war und diese Geschichten für die Nachwelt festhielt. Dorothea und Fritz, für den Apéro und der Mustikschule Landquart und Umgebung für die vielen musikalischen Intermezzi.

Und natürlich allen Gästen, die sich für diesen Anlass Zeit genommen haben.

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