ZeitZeugen Mastrils '22
Gret Janett erzählt vom Dorf Mastrils von früher
Sie strömten aus allen Richtungen zu uns. Mastrilser, Landquarter, Igiser, aber auch von auswärts fanden Interessierte den Weg zu uns nach Mastrils ins Restaurant Tanne. Dieses platzte auch bald aus allen Nähten! So toll, dass dieser ZeitZeugen-Anlass mit Gret Janett auf soviel Neugierde stösst!
Nachdem alle ihren Sitz- (oder eben Steh-)platz eingenommen haben, Randy Jost die Protagonistin verkabelt und die Vereinsfotografin Ladina die Linse geputzt hat, begann Gret Janett ganz unauffällig mit ihren Erzählungen.
Cornelius war der interessierte Fragensteller, schnitt verschiedene Bereiche an und wir lauschten dem, was Gret zu erzählen hatte.
Zwei Schreiner gab es früher in Mastrils. Die kümmerten sich um alles Holzige. Sie waren sehr geschickt und flink. Und dann gab es noch viele Arbeiter in "der Bude", die nebenbei ihr Handwerkgeschick anboten. Und so bekam man immer alles geflickt. Das gäbe es heute wohl nicht mehr so.
Die Lebensmittel im Laden waren unverpackt. Die Teigwaren wurden in Schubladen gelagert und mit einer Schöpfkelle herausgenommen und abgewogen. Das gäbe es heute wohl nicht mehr so.
- Und da ein Zwischenruf aus dem Publikum: "Doch doch! Das ist heute wieder im Kommen!" Und verwies damit auf die "unverpackt-Läda" die überall aus dem Boden schiessen.
A propos Zwischenrufen: Politisiert wurde in Mastrils nicht wirklich. Die Frage nach "katholisch" und "reformiert" schien wichtiger zu sein. Oder ob "von oben" oder "von unten" kommend. Denn die Katholiken beanspruchten den oberen Dorfteil für sich, die Protestanten den unteren. Und wenn doch einmal die Wahl des Gemeindevorstands anstand, dann rief man doch einfach während der Versammlung: "Der dort oder dieser dort könnte das Amt doch übernehmen!" Und dann wurde entschieden. Gut war. Das gäbe es heute wohl nicht mehr so.
In Matrils gab es vor allem Selbstversorger. So liefen auch die Hühner vor dem Rösli auf der Strasse herum – das gäbe es heute wohl nicht mehr so. Heute wären alle platt!
Und zur Ergänzung der Selbstversorgerei kamen die Hausierer mit ihren Sachen vorbei. Von Tür zu Tür. Oder die Krämerin bot in ihrer Trucka Stoffe, Knöpfe, Reiben und anderes feil. Und nicht zu vergessen: der Pfannenverzinker holte die Pfannen am Morgen ab und brachte die neu verzinkten Pfannen nach getaner Arbeit wieder zurück.
Susanne Stock war eine Schneiderin – oder genauer gesagt: eine Weissnäherin. Sie hatte die Schösse für die Kinder genäht. Nein, das gibt es heute definitiv nicht mehr so!
Der Beck Domenig fuhr sein Brot mit dem Pferdewagen von Landquart nach Mastrils und auch ins Prättigau. Und es wurde erzählt, dass er auf der Rückfahrt nach Landquart oben auf dem Bock schlief. Den Pferden vertrauend, dass sie den Heimweg schon finden würden.
Und wenn wir grad beim Beck sind: Paul Aeberhard rief noch in die Runde: "Ich habe früher Brot verteilt. Im ganzen Dorf, alles, was vorbestellt wurde. Im Winter und im Sommer und der Lohn war eine Studentenschnitte!"
Ja, auch über Läuse wurde gesprochen – man glaubt es nicht.
"Nissen?!? Nein Nein, da hat uns unsere Nana vorher den Grind mit Petrol gewaschen!", rief die im kalten Januar auf der Strasse geborene, reformierte Luamarin.
Und die Lacher der Leute im Saal waren auf sicher.
Ja, es war wieder einmal ein sehr schöner Abend. Gret nahm uns mit in das Mastrils von früher, erzählte ganz ruhig aus dem Leben von damals. Und dass gut 70 Personen so lange so ruhig sein konnten, ist doch der beste Beweis, dass wir ihn alle genossen haben, diesen Ausflug in die Vergangenheit.
Liebe Gret, wir danken dir herzlich für dein Mitmachen. Deine Bereitschaft, uns ein paar Geschichten zu erzählen.
Dem Restaurant Tanne-Team danke für die Gastfreundschaft und den Apéro. Und an Mia und Markus von der Musikschule Landquart und Umgebung danke für die musikalischen Intermezzi – die leider aus Platzgründen im Restaurant vorne gespielt werden mussten. Aber ihr müsst wissen, dass wir drinnen im Saal sehr gut zugehört und genossen haben.
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